Über uns

Das verfahrens- und verbändeübergreifende Bündnis hat sich auch diesmal in seiner erfolgreichen berufspolitischen Arbeit bewährt und wir sind weiterhin DIE Stimme der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen in der Psychotherapeutenkammer NRW.

_________________________________________________________________________________________________________________________________________________________


 

Ein Nachruf auf Bernhard Moors

 

Bernhard Moors war über 20 Jahre eine feste Größe in der Berufspolitik. Ich möchte ihn denjenigen etwas näherbringen, die ihn nicht oder nur kurz gekannt haben. Manche haben auch sicher nur den Namen irgendwo gelesen und verbinden nicht wirklich etwas damit. Bernhards großes Engagement für KJP seit Anfang der 2000er und damit seit Beginn unseres Berufes an lässt sich ausführlicher nachverfolgen über die verschiedenen Seiten von VaKJP, Bündnis KJP, PTK-NRW, usw. Er hat viel für uns erreicht sowie die gesellschaftliche Anerkennung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen in ganz Deutschland vorangetrieben. Er ist am 01. Dezember 2024 verstorben. Hier ein persönlicher Nachruf.

Ich habe Bernhard vor etwa 12 Jahren kennengelernt. Damals vertrat ich zum ersten Mal das Kompetenznetz und bin zu einem Treffen der Fraktion Bündnis KJP eingeladen worden. Ich fuhr nach Viersen in Bernhards Praxis, in der die Fraktionstreffen damals stattfanden. Für mich war es eine längere Anreise und ich war gespannt auf das, was mich dort erwartete.

Damals trafen sich 16 KJP aus ganz NRW zur Abstimmung und Vorbereitung der Kammerversammlungen. Angeführt wurden sie von Matthias Fink vom bkj und von Bernhard von der VaKJP. Bernhard vertrat zusammen mit Conny Beeking die Fraktion und bereits seit drei Jahren im Vorstand, Matthias führte die Fraktion als Fraktionsleiter an. Die beiden setzten die Themen, pushten oder bremsten die übrigen und hielten die Fäden zusammen.

Die Kolleg:innen in der Fraktion verband u. a. die Erfahrungen der ersten Jahre Kammerarbeit. Damals gab es in der PTK-NRW zunächst verschiedene kleine KJP-Fraktionen, die einzeln nicht wirklich etwas bewegen konnten. Deshalb hatten sie sich zum Bündnis KJP zusammengeschlossen um ggü. der weit größeren Gruppe der PP eigene Themen setzen zu können und hatten eine gemeinsame Fraktion der eigenständigen KJP gebildet. Die Alternative wäre gewesen, sich innerhalb eines großen Verbandes für KJP-Interessen zu engagieren und dann um die Zustimmung der PP zu werben. Das Vertrauen, dass das ausreichend gut gelingen würde, schien damals eher gering gewesen zu sein. So wurde das Bündnis KJP gegründet und war lange Jahre die zweitstärkste Fraktion in der Kammer. Das Bündnis stellte in einer Wahlperiode den Vizepräsidenten und ist bis heute die stärkste KJP Fraktion in ganz NRW!

Für mich waren es insbesondere die beiden „Silberrücken“ Matthias und Bernhard (wie ich sie nur für mich nannte), die es mir ermöglichten, mich in den ersten Jahren dazuzusetzen und zu lernen, wie die Kammerarbeit funktioniert. Es wirken zahlreiche Menschen in den Fraktionen und Ausschüssen mit, von denen man zunächst niemanden kennt. Das mit-, zu- oder gegeneinander der Fraktionen hat dann nochmal eine eigene Dynamik und wieso waren das nochmal etwas anderes als die Verbände? Es war und ist kompliziert und es dauert, bis man das durchblicken kann. Und dann noch die ganzen Abkürzungen…

Bernhard war ein erfahrener Analytiker und Psychodynamiker. In der Berufspolitik stellte er allerdings etwas anderes nach vorne: dort war er in erster Linie KJP! Diese Festlegung auf den Berufsstand der/des KJP war die Basis seines Handelns. Für ihn war es selbstverständlich, sich für ALLE KJP einzusetzen, unabhängig vom Grundstudium und vom Verfahren! Selbstverständlich war das damals nicht und ist es auch heute nicht.

Bernhard holte mich dann zudem mit der Überzeugung ab, dass wir KJP uns und unseren Berufsstand eigenständig, in einer eigenen Vertretung einbringen müssen, um wirklich etwas erreichen zu können. Mit viel Selbstbewusstsein diskutierte er in der Kammer oder auch in der KV nicht lange darüber, ob er als KJP mit Diplom in Sozialpädagogik auf Augenhöhe mit Psychologischen Psychotherapeut:innen und Ärzt:innen stand – er war es seiner Meinung nach einfach. Und er hatte damit Recht.

Wie er allerdings damit klar kam, dass Verhandlungs- und Kooperationspartner:innen der PPler, mit denen er z. T. über viele Jahre eng zusammenarbeitete, in ihren Taten und hinter der Hand oftmals wenig Respekt und Anerkennung ggü. KJP zeigten, weiß ich nicht. Das manche davon bis heute offen die Meinung vertreten, uns KJP ebenso gut oder gar besser vertreten zu können, als wir uns selbst, muss auch ihn berührt haben. Vermutlich ignorierte er das einfach und verfolgte seine eigentlichen Anliegen weiter.

Bernhard war pragmatisch, deshalb hielt er sich auch meist nicht mit Dingen auf, die er für zu wenig erfolgversprechend hielt. Er orientierte sich an das, was er für realistisch erreichbar erachtete und stieß dabei auch schonmal die eine oder den anderen vor den Kopf, die sich für das „Richtige“ einsetzten. Das machte manchen den Umgang mit ihm schwierig, gleichzeitig wird es oftmals einer der Ursachen seines erfolgreichen Wirkens gewesen sein.

Er ging oftmals voraus, aber anführen wollte er eher nicht, oder wenn, dann in dem Sinne, dass er jeden seinen Weg gehen ließ. Als bei der Kammerwahl 2019 Matthias in den Ruhestand ging und Benedikta und ich die Fraktionsführung übernahmen, war das für Bernhard kein Problem. Hier war er uneitel und machte es uns damit leicht. Was er nicht mochte, war, wenn ich ihn, z. B. als Redner bei einem Workshop oder einem Symposium, öffentlich als einen der berufspolitisch führenden KJP Deutschlands vorstellte. Ich tat es dennoch, weil es stimmte.

 Bernhard konnte die Zuhörer mitreißen und überzeugen. Seine Beiträge waren fundiert und oft kurzweilig, er brachte die Dinge auf den Punkt. Man wusste, woran man mit ihm war, ob man einverstanden war mit seiner Position oder nicht. Ich werde nicht vergessen, wie er bei der Demo der Psychotherapeut:innen in Berlin vom Wagen runter und mit Micro und Lautsprecher die Demonstrierenden „anheizte“. Das war stimmungsvoll und hielt uns trotz Nieselregen munter.

Bernhard war ein „Arbeitstier“. Trotz seinen sehr zahlreichen berufspolitisch bedingten Reisen durch die Republik, meist nach Berlin, führte er eine volle Praxis, bot Gruppen an, schrieb auch schonmal Konzepte und Texte und gab Interviews. Er vertrat die Interessen der KJP nicht nur 15 Jahre lang im Vorstand der PTK-NRW, sondern auch in der Vertreterversammlung und dem BFA der KV-Nordrhein, zudem war er Mitglied in der Vertreterversammlung der KBV. Statt an den Ruhestand zu denken, übernahm er noch in der letzten Zeit die Position des stellvertretenden Bundesvorsitzenden der VaKJP und den 2. Vorsitz eines analytischen Ausbildungsinstitutes.

Im August 2024 saßen wir noch bei der konstituierenden Sitzung der PTK NRW nebeneinander und auch im November waren wir gemeinsam beim Deutschen Psychotherapeutentag in Berlin. Ich wusste von seiner schweren Operation im Juli und machte mir Sorgen, auch war zu merken, dass er nicht bei Kräften war. „Noch“ nicht, wie ich hoffte. Er tat das ab, alles sei gut verlaufen und er würde sich ja schonen. Dabei klang seine Ungeduld durch, es gab viel zu tun und er wollte alles schnellstmöglich genauso weiterführen, wie vor der OP.

Ich hatte immer die Fantasie, Bernhards Plan sei, so bis ca. 85 durchzuarbeiten, um sich dann langsam auf den Ruhestand vorzubereiten und evtl. 105 zu werden. Es ist anders gekommen.

Wir beide haben einige Stürme in dem gemeinsamen berufspolitischen Engagement er- und durchlebt. Meist standen wir dabei zusammen, und für mich kann ich sagen, war mir Bernhard dabei eine feste Stütze, die bei Belastung hielt. Ich bin bestürzt und traurig über seinen plötzlichen Tod.

Bernhard war einer DER angesehensten und einflussreichsten KJP Deutschlands in den letzten 20 Jahren (sorry Bernhard). Wir haben ihm viel zu verdanken.

 

In kollegialer Freundschaft und Anerkennung Oliver Staniszewski im Dezember 2024

_________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Nachruf auf Bernhard Moors    

 

Obwohl sein plötzlicher Tod mittlerweile nun schon zwei Monate zurückliegt, fällt es mir immer noch schwer,  die Realität seines Todes zu begreifen und anzunehmen. Ich habe immer noch das Gefühl, er begleitet mich bei der Vorstands- und Kammerarbeit, ich kann mir gut vorstellen,  was er sagen würde,  wie er es sagt und spüre seine ermutigende Energie und seinen konstruktiven Optimismus. Es ist schön, diese Präsenz weiter zu spüren, aber natürlich hat das innere Objekt seine Grenzen. Der lebendige Bernhard Moors fehlt mir und vielen KJP-Kolleg:innen sowohl in der Berufspolitik als auch in meinem Verband, der VAKJP sehr! Das lässt sich auch aus den betroffenen Reaktionen und  Beileidsbekundungen ablesen, dienoch bis November 2025 auf der website Alle Traueranzeigen für Bernhard Moors | trauer.rp-online.de „ nachzulesen – und ggf. zu ergänzen sind.

Sein Tod traf uns so unvorbereitet, schockierte und machte uns sehr traurig. Ich selber war noch Mitte November mit ihm  gemeinsam in Berlin auf dem  Deutschen Psychotherapeutentag, wo wir zusammen mit einigen VAKJP-Weggefährten den Diotima Ehrenpreisverleihung an Peter Lehndorfer gefeiert haben. Wie hätte man wissen können, dass der Abschied in Berlin ein Abschied für immer sein würde? Denn abends zu Hause angekommen erlitt er ein Herzversagen und musste reanimiert werden. Aus dem Koma erwachte er nicht mehr.

Bernhard Moors wurde mitten aus dem Leben gerissen; alle die mit ihm zu tun hatten, waren beeindruckt von seiner Vitalität und der Energie, mit der er sich berufspolitisch für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie einsetzte, bis zuletzt im Vorstand der VAKJP, als Delegierter in der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), in der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV-No), als Delegierter in der Psychotherapeutenkammer NRW, die er von Anfang an mitaufgebaut hatte. Ihm ist es im Wesentlichen zu verdanken, dass Präventionsgruppen durch KJP mit Corona-Geldern gefördert und damit ins Leben gerufen werden konnten. Er liebte die Arbeit in der Praxis mit Kindern und Jugendlichen, hat selbst Präventionsgruppen durchgeführt und sich in den letzten Jahren auch noch zum Gruppenpsychotherapeuten weitergebildet. Erst vor kurzem beendete er seine langjährige Tätigkeit im Vorstand der PTK-NRW und im Vorstand des Düsseldorfer Ausbildungsinstituts IPD.  Die Berufspolitik war „sein Ding“ für das er seit ca 30 Jahren brannte. Manchmal war er etwas ungeduldig, weil die Dinge, von denen er überzeugt war, sich nicht so schnell umsetzen ließen, wie gewünscht. Gleichzeitig hatte er einen langen Atem, war weitsichtig, konstruktiv und taktisch geschickt und blieb immer dran. Bernhard Moors hat viele Kolleginnen und Kollegen mit seinem Wirken inspiriert und sein Wissen gerne weitergegeben. Es hat Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten, sogar zu streiten, auch da war er konstruktiv. Ich habe ihn als  sehr kollegial und authentisch erlebt und denken an die vielen intensiven Stunden, die wir miteinander verbracht haben.

Mein eigener berufspolitischer Werdegang ist eng mit Bernhard Moors verknüpft: Anlässlich der ersten Kammerwahlen in NRW warb er mich als Repräsentantin der jungen Generation für die Wahlliste  - auch wenn ich nach der Wahl , wie abgesprochen, für den Nachrücker verzichtete, weil ich als junge Mutter die Kapazitäten zu dem Zeitpunkt  nicht hatte. Die glaubte ich immer noch nicht zu haben, als die VAKJP-NRW  2007 ihre Jahrestagung in Düsseldorf ausrichtete, aber Bernhard ermutigte mich, mitzumachen, soweit es ging. Und letztlich ging mehr als gedacht. Nicht zuletzt, weil es Spaß machte,  mit Bernhard und den Kolleg:innen gemeinsam diese am Ende sehr erfolgreiche Veranstaltung zu planen und unsere Ideen umzusetzen. Diese Erfahrung und  natürlich auch Bernhard bestärkten mich darin, mich weiter zu engagieren. Dies tat ich aber vor allem in meinem Institut und dann als Sprecherin der VAKJP-Ausbildungsinstitute, als deren Vertreterin ich dann auch  2017 in den VAKJP-Vorstand gewählt wurde (Seit 2021 bin ich nun VAKJP-Bundesvorsitzende).  Bernhard warb aber immer wieder um die Mitarbeit im Landesverband und in der Kammer und betonte deren Bedeutung für die KJP.  Und so konnte er auch mich von Grund auf überzeugen, dass Kammerarbeit und ein Posten im PTK-NRW-Vorstand unerlässlich für unseren Berufsstand ist.  Seit 2019 bin ich nun Delegierte des verfahrensübergreifenden „Bündnis KJP“ und seit August 24  neues Vorstandsmitglied der PKT – NRW. Wie sehr hätte ich mir gewünscht, ihn noch weiter zu Rate ziehen zu können – schließlich hatte er 15 Jahre dieses Amt inne!

Wenn ich an Bernhard denke, dann muss ich auch immer mit einem Schmunzeln daran denken, dass er bundesweit dafür „verschriehen“ war, in allen Gremien, die nur von „Psychologischen Psychotherapeuten“ sprachen und die KJP vergaßen, aufzustehen und mit lauter Stimme zu sagen „und die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten!!!“ Das hat manchmal „genervt“, aber  eindringlich gewirkt! Mittlerweile wird unsere Berufsgruppe (meist) selbstverständlich mitgenannt. Zusammen mit KJP-Kolleg:innen setzte er sich dafür ein, dass die Spezifika unserer Arbeit gesehen und z.B.  auch in den Abrechnungsmodalitäten Eingang fand. Er identifizierte sich als analytischer KJP aber sah auch immer die Gemeinsamkeiten der KJP. Er setzte sich für verfahrensunabhängige Kooperationen ein, u.a.  weil man so politisch mehr erreichen konnte! In der VAKJP wurde er dafür von einigen Zeit kritisiert, aber auch die VAKJP entwickelt sich und hat sich mittlerweile für alle psychodynamisch arbeitenden Kolleg:innen  (approbiert oder in der Aus- und Weiterbildung)geöffnet, die mit Kinder- und Jugendlichen arbeiten. Für diesen großen Schritt in die Zukunftsfähigkeit der VAKJP hat sich Bernhard Moors immer eingesetzt. Und er wäre auch gerne noch weiter gegangen!

Bernhard Moors wäre im nächsten Sommer 70 Jahre alt geworden. Er hatte noch viele Pläne und wollte mindestens 90 werden. Er hinterlässt seine Frau und zwei erwachsene Söhne, die ebenfalls planen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten zu werden, Kolleg:innen  und Berufspolitische Gefährt:innen, Patient:innen… und viele Aufgaben, die hoffentlich von jemand anderem aufgegriffen und auf ihre/seine Art fortgeführt werden! Denn Bernhard Moors gab es nur einmal.

 

 

Bettina Meisel     im Januar 2025