Klimawandel und seine Folgen – Sollten sich Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen engagieren?

Eine Stellungnahme von Benedikta Enste.

Corona und die damit verbundenen Maßnahmen haben uns vieles gezeigt: wie verletzlich wir als Menschen sind, wie abhängig von Naturphänomenen, Krankheitsgeschehen, Medizin, Solidarität, Forschung, staatlichem Handeln. Es hat uns aber auch gezeigt, wie anpassungsfähig wir sind, wie rasch wir uns auf neue Gegebenheiten einstellen können, Gewohnheiten verändern, Althergebrachtes, scheinbar in Stein Gemeißeltes hinter uns lassen können.

Auch wenn damit leidvolle Erfahrungen verbunden sind, in individuell unterschiedlichem Ausmaß, und wir uns vieles von unserem früheren Vor-Corona-Leben möglichst bald wieder zurückwünschen, so können wir doch daran auch sehen, dass Individuen, Gruppen, Staatengemeinschaften in der Lage sind, in kurzer Zeit weitreichende Entscheidungen zu treffen und diese konsequent umzusetzen.

 

Dies macht Hoffnung, dass entschlossenes gemeinsames Handeln auch möglich ist bei der Bekämpfung der Folgen der globalen Erderhitzung, bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes, bei dem Umstieg auf erneuerbare Energien, bei der Verkehrswende, bei einer gerechteren Verteilung von Ressourcen. Nur radikales Umdenken und konkretes Handeln kann hier überhaupt noch Hoffnungen rechtfertigen, wenn zum Beispiel Klimaziele des Pariser Abkommens erreicht, wenn Hungersnöte, existenzielle globale Krisen, die Flucht von Millionen Menschen verhindert werden sollen.

 

Was hat das mit uns als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen zu tun? Warum sollten wir uns darüber mehr Gedanken machen als jeder Bürger, jede Bürgerin auch?

 

Die Psychologists/ Psychotherapists for Future (Psych4F), bald als Verein konstituiert, machen seit einiger Zeit deutlich, dass wir als Psychotherapeut*innen eine besondere Verantwortung auch bei diesem Thema haben. Auch die seelische Gesundheit ist von den Folgen des Klimawandels unmittelbar bedroht.

Auf Twitter und anderen Social Media, auf Fortbildungen, bei Veranstaltungen mit Psychotherapeut*innenkammern weisen Psych4F explizit auf Zusammenhänge hin, beleuchten Verleugnungsstrategien, die Abwehr von Hilflosigkeitsgefühlen und mahnen Veränderungen auch bei den Psychotherapeut*innenkammern und den Verbänden an.

Im neu etablierten Klimaforum* der Psychotherapeut*innen-Verbände, an dem Benedikta Enste gemeinsam mit Ulrike Held im Auftrag des Vorstandes der VAKJP am 16.02.21 teilgenommen hatte, werden zurzeit Ideen und Anregungen ausgetauscht, eine Stellungnahme für den GKII vorbereitet und auf schon Umgesetztes hingewiesen. Gemeinsame Aktionen sollen überlegt, Arbeitsgruppen zum Thema Klimawandel eingerichtet werden.

Einige Verbände haben bereits ihre Reisekosten-Abrechnungen geändert: Weg von der Kostenübernahme für Inlandsflüge – Hin zur Förderung von Bahnfahrten und einer häufigeren Nutzung digitaler Formate für Sitzungen, Fortbildungen, Tagungen auch in der Post-Corona-Zeit. Weitere Initiativen sind: Ausrichtung der Anlagestrategie der Versorgungswerke der Psychotherapeut*innenkammern an ökologischen Gesichtspunkten, Wechsel zu Öko-Stromanbietern in den Geschäftsstellen, Umstieg von Papier auf Digital, Einrichtung einer digitalen Info-Plattform für Klima-Themen.

Die VAKJP beteiligt sich am Klimaforum des GKII und macht sich verbandsintern ebenfalls auf den Weg und möchte solche Überlegungen mit den Mitgliedern diskutieren, zum Beispiel eine Mitgliedschaft bei den Psychologists/Psychotherapists for Future.

 

Gerade als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen haben wir die nächste Generation, die seelische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen jetzt und in der Zukunft besonders im Blick. Wie sehr psychisch gesundes Aufwachsen von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen mitbestimmt wird, wie hoch die emotionalen Belastungen besonders für Kinder und Jugendliche dabei sein können, führt uns die Corona-Krise mit ihren Lockdowns und Kontaktbeschränkungen gerade sehr deutlich vor Augen. Der Klimawandel und seine Folgen werden dieser Generation und den nachfolgenden noch ganz andere Belastungen und Einschränkungen zumuten, wenn WIR nicht JETZT HANDELN!

 

Es stellt sich nicht die Frage, ob sondern wie wir uns als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen beim Thema Klimawandel engagieren. Wer sich mit kreativen Ideen, Anregungen, Vorschlägen, Aktionsplänen, Diskussionsbeiträgen einbringen möchte, kann sich gerne schriftlich an den Vorstand der VAKJP wenden!


Abschließend hier zur Sache weitere Informationsquellen und Links:

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Planetary Health - Ein umfassendes Gesundheitskonzept.
Artikel: Deutsches Ärzteblatt | Jg. 115 | Heft 40 | 5. Oktober 2018
Aerzteblatt-Planetary-Health-Artikel.pdf
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