Eine Stellungnahme des Bündnis KJP
Wir sind fassungslos und entsetzt über den Krieg in der Ukraine und die fortschreitende bedrohliche Eskalation mit bereits jetzt zahlreichen Toten, Verletzten und Flüchtenden.
Wir verurteilen diesen Angriffskrieg und unsere volle Solidarität gilt den Menschen, den Familien, den Kindern in dieser traumatisierenden Situation. Es ist grausam, dass im 21. Jahrhundert Kinder in Kellern, U-Bahnhöfen, Bunkern Schutz vor Bomben und Raketen suchen müssen, inzwischen oft viel Nächte und Tage lang, und nicht sicher sein können, dies alles zu überleben.
Den Geflüchteten, die meist ihre Väter, Ehemänner und erwachsenen Söhne zurücklassen, müssen in Deutschland Zuflucht, sichere Unterkünfte und unbürokratische Unterstützung gewährt werden. Auch die vom Krieg betroffenen Geflüchteten mit nicht-ukrainischer Staatsangehörigkeit wie afrikanische Student:innen müssen selbstverständlich mit derselben Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft in der EU und auch bei uns aufgenommen werden.
Als Psychotherapeut:innen wissen wir um das Ausmaß der kurz- und langfristigen Folgen dieser traumatischen Erfahrungen von Krieg, Flucht und Vertreibung auf die psychische Gesundheit. Gerade Kinder und Jugendliche als die vulnerabelsten Gruppen benötigen intensive psychosoziale und psychotherapeutische Unterstützung.
Beim Verfolgen der Nachrichten und dem Anschauen der erschütternden Bilder von Kriegshandlungen, Zerstörungen und Leid verspüren wir selbst oft lähmende Gefühle von Ohnmacht, Beunruhigung, Angst vor nuklearer Bedrohung, Traurigkeit und Wut.
In den psychotherapeutischen Behandlungen thematisieren dies auch unsere Patient:innen. Dabei ist die psychische Belastung der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch die zwei Jahre währende und noch andauernde Pandemie mit ihren gravierenden Auswirkungen gerade für diese Generation bereits hoch.
Als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen sehen wir uns in der Verantwortung, die durch das Kriegsgeschehen bei unseren jungen Patient:innen ausgelösten Ängste, Verunsicherungen und Gefühle von Hilflosigkeit zu zulassen, ihnen Raum zu geben, sie aufzufangen. Auch für Eltern ist es schwierig, ob und wie sie mit ihren Kindern über diese Nachrichten sprechen sollen. Hier können wir als Psychotherapeut:innen beraten, unterstützen und auch auf weitere Hilfestellungen dazu verweisen.
Öffentlich Solidarität zeigen, praktische Unterstützung für Geflüchtete anbieten, Teilnahme an Hilfsgüter-Sammelaktionen, Geld und Zeit Spenden – so können wir trotz unserer empfundenen Machtlosigkeit handlungsfähig und mitfühlend bleiben. Auch wenn wir wissen, dass nur durch die sofortige Beendigung des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine weiteres schlimmes Leid verhindert werden kann.
(Redaktionelle Verantwortung: Benedikta Enste, Bernhard Moors)
HIER finden Sie weitere informative und hilfreiche Links:
Für Kinder und (junge) Jugendliche:
https://www.wdrmaus.de/extras/mausthemen/ukraine/index.php5
https://seitenstark.de/kinder/thema-der-woche/krieg-in-der-ukraine
Für Eltern, Lehrkräfte und Pädagog:innen:
https://www.deutschlandfunk.de/medien-kinder-krieg-erklaeren-100.html
https://www.servicestelle-jugendschutz.de/2022/02/mit-kindern-und-jugendlichen-ueber-krieg-reden/
https://seitenstark.de/eltern-und-lehrkraefte/aktuelles/aktuelle-meldungen/krieg-in-der-ukraine